20 Minuten mit Schulhund Leyla

Rund 200 Grundschüler haben den Schnuppertag der Adolf-Reichwein-Schule besucht. Die Schüler aus dem ganzen Usinger Land sahen sich an der Integrierten Gesamtschule um. Der Besuch soll ihnen die Entscheidung für eine weiterführende Schule erleichtern.

Von Frank Saltenberger, Neu-Anspach.

„Es gibt viele gute Schulen im Hochtaunuskreis, da muss man sich positionieren“, sagte der stellvertretende Schulleiter der Adolf-Reichwein-Schule (ARS), Michael Stanzel. Keine Frage, dass er seine Schule zu den besten zählt: „Wir haben ein gutes Angebot und neue tolle Gebäude“, führt er pauschal zwei Punkte an.

Zum Positionieren gehört neben dem Tag der offenen Tür auch der Schnuppertag für Grundschulkinder, zu dem er am Dienstagmorgen zusammen mit Stufenleiterin Janine Walz rund 200 Kinder in Empfang nahm. „Die Grundschüler sollen schon einmal Schulalltag in einer weiterführenden Schule kennenlernen“, so Stanzel weiter. Zwar bekämen Schüler und Eltern auch am großen Informationstag einen guten Einblick in die Strukturen der Schule und die Gebäudeanlage, aber: „Was wir heute anbieten, kann ein Tag der offenen Tür nicht leisten“, erklärte Stanzel.

Aktion der Grundschulen

Denn der Schnuppertag sei eine Aktion der Grundschulen und deshalb nicht freie Entscheidung der Eltern. „Wir haben alle Grundschulen eingeladen, mit denen wir ohnehin schon zusammenarbeiten“, und so warteten Stanzel, Walz, Lehrer und die Mentoren auf rund 200 Grundschüler, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden.

In der Aula wurden sie nur in Empfang genommen und zogen dann mit den Schülern zu den verschiedenen Stationen. Die erste Stuhlreihe war kaum besetzt, da standen die Schüler auch schon wieder auf und folgten Schülerin Clara Mohr. Allein die Größe der Schule war für viele Grundschüler schon eine neue Erfahrung. Auch für die Schüler der benachbarten Grundschule an der Wiesenau.

Zum Staunen

„Nur zum Sport waren wir schon hier“, sagten zwei Schülerinnen auf dem Weg über den Schulhof, immer der Mentorin hinterher. Es ging um einige Ecken, wie über einen kleineren Hof, eine Treppe hoch, dann noch in das obere Stockwerk des Klassengebäudes und in einen Klassenraum. Was sie dort erwartete, kannte auch noch keiner: „Willkommen bei Schulhund Leyla!“, stand auf der Tafel und als Unterschrift der Abdruck einer Hundepfote. Dagmar Steinmetz, die Schulseelsorgerin, hat es wohl für Leyla angeschrieben, obwohl die schwarze Labrador-Retriever-Hündin einige Fähigkeiten beherrscht, mit denen sie die Gastschüler zum Staunen brachte. Lesen kann sie beispielsweise, oder nicht? Zumindest setzte sie sich hin, als Steinmetz ein Schild mit der Aufschrift „Setzen!“ hochhielt.

Schnell kamen die Kinder aber dahinter, wie die Kommunikation zwischen Mensch und Tier tatsächlich abläuft, nämlich mit Gesten, und sie durften es auch selbst versuchen. Sie erfuhren aber nicht nur viel über den Schulhund und seine Aufgaben, sondern auch über die Aufgaben der Seelsorgerin, die sich als Ansprechpartnerin bei Problemen anbot, die man nicht mit dem besten Freund oder der besten Freundin besprechen könne.

Schnupperunterricht an der ARS. Wiesenau-Schülerin Lea beschäftigt die Schulhündin Leyla. (Foto: Saltenberger)

Nach knapp 20 Minuten schaute Clara Mohr auf die Uhr und gab Zeichen zum Aufbruch. Leyla verschwand in ihrer Box, die Kinder aus der Klasse und jetzt führte sie ein langer Weg in die naturwissenschaftlichen Räume des Altbaus, zur zweiten Station des Vormittags. Hier wurde gerade eine andere Gruppe entlassen und Lehrerin Ulrike Rockstroh begrüßte die neue Gruppe und wies sie ein. „Hier wird experimentiert“, erklärte sie und ordnete die Ankömmlinge ihren Schülern zu. Wie sich verschieden geformte Körper im Wasser verhalten, sollte untersucht werden und dazu standen die Mittelstufenschüler bereit, erklärten die Aufgabe und führten das Experiment mit den Gästen durch.

Eine Schulrallye

An zahlreichen weiteren Schnupperstationen lernten die Grundschüler so einiges aus den Fächern, von Mathe, über Deutsch bis zu den Naturwissenschaften, aber vor allem lernten sie den Unterricht an der weiterführenden Schule kennen sowie das weitläufige Schulgelände. Eine Schulrallye rundete den Schnuppertag ab, bevor es zurück in die Heimatschulorte ging, und am Abend hatten sie den Eltern sicher viel zu erzählen.

Erschienen am 14. Dezember 2017 in der TaunusZeitung.

Flüstern mit Pferd und Hund

Sie flüstern mit den Pferden, dem Hund und den Menschen – drei Tage haben 15 Schüler der Adolf-Reichwein-Schule (ARS) mit den Schulseelsorgerinnen Andrea Kühn-Müllender und Dagmar Steinmetz erfahren, was tiergestützte Seelsorgearbeit bedeutet.

Von Alexander Schneider, Neu-Anspach.

Die 15 Jungen und Mädchen der Klassen 5, 6, 9 und 10 hatten an den jährlichen Reflexionstagen teilgenommen und waren dazu zu einem alternativen Pferdehof in Hohenroda/Rhön aufgebrochen. Sie lernten dort eine eindeutige Körpersprache sowie sichereres Auftreten und mehr Selbstvertrauen im Umgang mit Tieren. Finanziell unterstützt wurde das Projekt durch den Grävenwiesbacher Taxi-Betrieb Knöpp, der den Transport der Kinder übernommen hatte, sowie das Evangelische Dekanat Hochtaunus und den Förderverein der ARS.

Im Mittelpunkt stand der Umgang mit und das artgerechte Reiten nach dem Ansatz des „natural horsemanship“, das den Kindern in den drei Tagen in Grundzügen vermittelt wurde. „Natural horsemanship“ bestimmt die vom Instinkt geleitete Gemeinschaft zwischen Mensch und Pferd und vermittelt Vertrauensübungen mit dem Pferd spielerisch. Dem Pferd wird signalisiert, dass Menschen seine Freundschaft und seine Partnerschaft anstreben. Dazu wird die von den Pferden praktizierte Körpersprache, die aus Streicheln, Schubsen und Vertreiben besteht, erlernt und benutzt. So wird in der Herde die Rangfrage geklärt, und wenn Menschen als ranghohe Tiere bei diesem Spiel mitspielen und die Spiele gewinnen, geht danach alles fast von selbst. Es funktionierte tatsächlich – und zwar nicht nur gegenüber Pferden, sondern auch gegenüber Menschen und Schulhündin Leyla.

Ziel war es nicht nur, das „Pferdeflüstern“ zu lernen, sondern diese Erkenntnisse auch anzuwenden auf die „kleine Menschenherde“. Die Tage waren durch Lerntagebucheinheiten strukturiert, denn jedes Kind hatte ein von Andrea Kühn-Müllender eigens für die Veranstaltung konzipiertes Lerntagebuch bekommen: Gruppendynamische Elemente, Körperübungen, Reflexions- und Konfliktmediationsrunden bestimmten den Ablauf Fotorallye, Lagerfeuerabend mit Gitarrenmusik, Singen und ein Kino-Abend mit vertiefenden Lehrfilmen förderten das Gemeinschaftserlebnis ebenso wie Morgen- und Abschiedsrituale, durch die der Gruppenprozess gestaltet und gefördert wurde.

Regeln müssen beachtet werden

Schulhündin Leyla hatte ihren ersten mehrtägigen Einsatz und machte ihre Sache hervorragend. Die Hündin bot sich als Entspannungspartnerin in Pausen und als Spielkameradin an. Auch als Trainerin für die Kinder, die anfangs eigentlich noch Angst vor Hunden hatten, machte sie einen Superjob. Schon am zweiten Tag kugelten die Kids mit Leyla spielerisch herum. Durch ihre Präsenz parallel zu der Arbeit mit den Pferden wurde immer wieder spürbar, dass alle Teilnehmer des Projektes tatsächlich Mitglieder einer „Herde“ waren, in der es Regeln gibt, die beachtet und gegebenenfalls neu verhandelt werden müssen. Die Rangordnung musste geklärt sein, damit Konflikte bearbeitet werden konnten und die Balance zwischen Streicheleinheiten geben und nehmen gefunden wurde.

Andrea Kühn-Müllender danach: „Es war faszinierend zu beobachten, mit welchem Lerneifer, Engagement und Konfliktlösungsbereitschaft alle bei der Sache waren. Hier wurde durch gute Lernbedingungen die natürliche Lernfreude von Kindern und Jugendlichen gefördert.“ Zum Erfolg beigetragen hätten auch die beiden älteren Schülerinnen Venera Hashani (Klasse 9) und Zarina Tölle (Klasse 10), die mit den Schulseelsorgerinnen das Leitungsteam bildeten.

Erschienen am 2. Juli 2009 in der TaunusZeitung.