Lehrerin Dagmar Steinmetz bringt zwei bis drei Mal in der Woche Hündin Leyla mit in die Adolf-Reichwein-Schule.
Auf die richtige Haltung kommt es an. Das lernen die Schüler der Klasse 5d an der Adolf-Reichwein-Schule an diesem Morgen sehr schnell. Haltung ist deshalb so wichtig, weil die Kinder heute mit der Schulhündin Leyla Bekannschaft machen. Der achtjährige schwarze Labrador-Retriever gehört zu Dagmar Steinmetz, die katholische Religion unterrichtet, aber auch als Schulseelsorgerin arbeitet. Und wenn man den Begriff sehr wörtlich nimmt, dann ist Leyla vermutlich eine sehr wichtige Hilfe, um sich um die Seele zur sorgen, zu kümmern. „Sie ist eine gute Brückenbauerin für die Kommunikation“, erzählt Dagmar Steinmetz. Mithilfe des schwarzen Vierbeiners können sich viele Kinder besser öffnen, sei der Kontakt sehr viel leichter möglich. Die Lehrerin hat eigens eine Homepage eingerichtet, in der sie über die Arbeit und das Leben mit Leyla berichtet. Hier schreibt sie: „Als Team tragen beide dazu bei, den Lernprozess der Schüler positiv zu beeinflussen und deren Sozialkompetenz und körperliches Wohlbefinden im Gesamtsystem Schule zu fördern.“
Doch an diesem Morgen geht es erst einmal darum, dass die Jungen und Mädchen den Hund kennenlernen. Dass sie erfahren, wie er auf ihre Ansprache reagiert, warum er dieses tut, das andere aber lässt. Denn Leyla tut nichts grundlos, das lernen die Kinder sehr schnell. „Wir sollen zum Beispiel nicht so die Schultern hängen lassen, sondern uns gerade halten“, macht ein Junge die jeweilige Körperhaltung vor. Und bei Kommandos sei die Handhaltung ganz wichtig, erzählt ein Mädchen. Werden die Hände in einer bestimmten Haltung gezeigt, dann heißt das „Sitz“. Und wenn einem etwas herunterfällt, dann sollte man nicht in aufgeregte Panik verfallen, sondern kurzerhand den Fuß auf den Gegenstand stellen, um ihn danach in aller Ruhe aufzuheben.
Schon zuvor haben die Schüler gelernt, dass es eines Übergaberituals bedarf, damit Leyla weiß, dass jetzt ein Kind für sie zuständig ist. Und dazu reicht es, wenn das Säckchen mit Leckerlis an Gürtel oder Tasche der Kinder gehängt wird. Jetzt ist Leyla ganz hellwach. Nachdem sie eine schwanzwedelnde Runde vorbei an den Kindern gedreht hat, gilt jetzt ihre Aufmerksamkeit einem Schüler und natürlich dem schmackhafte gefüllten Beutel. Und die Kinder zeigen, was sie schon gelernt haben. So folgt Leyla einem Jungen, der in Schlangenlinien um zwei Stühle geht, ein Mädchen hockt sich hin, und der Hund reckt ihr auf ihr Handzeichen hin die Pfoten zum Abklatschen entgegen. Auch auf den Stuhl würde die Hündin springen, allerdings sind die Schüler nicht ganz sicher, wie sie das anstellen sollen, von daher bleibt es an diesem Morgen beim Umrunden des Stuhls.
Leyla hat Spaß an der Sache, das sieht man der Hündin an. Das mag zum Teil an den Leckerlis liegen, die sie sich für ihre Mithilfe verdient. Aber Steinmetz weiß, „dass Hunde immer lernen wollen“. Allerdings muss es dafür ruhig sein in der Klasse. Von daher werden die Kinder nach etwa einer halben Stunde für einige Minuten vor die Tür geschickt, um sich ein bisschen auszutoben, damit sie danach wieder konzentriert bei der Sache sind.
Zwei bis drei Mal in der Woche ist Steinmetz mit Leyla in der Schule. „Mehr wäre zu viel“, so Steinmetz. Denn der Hund ist zwar ruhig und ausgeglichen, und genießt den Kontakt zu den Kindern sichtlich. Aber irgendwann braucht auch der ausgeglichenste Hund eine Ruhe. Von daher kann sie sich dann in ihre Box zurückziehen und dort das Geschehen aus der Ferne betrachten.
Erschienen am 14. Oktober 2016 im Usinger Anzeiger.