Klassenfahrt der 6f

Nachdem Leyla in den ersten Schulwochen in vielen Besuchen Schülern aus den 5. Klassen Neues über den Haushund und den Umgang mit Hunden beibringen konnte, durfte sie in der Fahrtenwoche die Schüler der Französischklasse auf ihrer Klassenfahrt ins Elsass begleiten.

Für Menschen und Tier war diese Fahrtenwoche eine aufregende Angelegenheit. Die Schülerinnen und Schüler freuten sich zwischen den Programmpunkten mit Leyla Kunststücke einüben zu können oder den Umgang mit einem Hund und dessen Versorgung praktisch erlernen zu dürfen. Für Leyla bedeutete dies ständige neue Eindrücke: die fremde Umgebung, unbekannte Menschen und Orte, neue Geräusche und ein ganz anderer Tagesablauf als zu Hause.

… Und dann war da noch die unüberwindbar scheinende Treppe hinauf in den Schlafraum von Frauchen, wo doch Leylas Körbchen stand. Glücklicherweise erwiesen sich alle als überaus hilfsbereit und geduldig. So konnte Leyla ihre Angst vor der steilen Treppe überwinden und gemeinsam mit netten Schülern und Horst, dem freundlichen Busfahrer, diese Hürde meistern.

Erschöpft aber glücklich war das Fazit aller Beteiligten am Ende der Klassenfahrt.

Schuljahr 2012/2013

Für viele Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrerkollegium ist die Schulhündin Leyla nun mittlerweile zu einem selbstverständlichen Bestandteil des ARS-Schulalltags geworden. In den letzten Jahren hat es sich bewährt, dass sie zwei bis dreimal in der Woche im Unterricht ihres Frauchens dabei ist.

Zu Beginn dieses Schuljahres haben aber auch wieder viele neue Klassen die Gelegenheit genutzt, Leyla und ihre Arbeit kennen zu lernen. Insgesamt sechs 5. Klassen besuchten Leyla im Rahmen des Biologieunterrichtes zum Themenbereich „Der Hund“ oder buchten einen ganzen Hundetag innerhalb der Fahrtenwoche. Das war zwar eine anstrengende Zeit für Leyla, doch zeigte sie deutlich ihren Witz und ihre Routine in der Arbeit mit den Schülern.

Fahrtenwoche

In der diesjährigen Fahrtenwoche, der letzten Woche vor den Herbstferien gab es an die 5. Klassen das Angebot der Hundestunden und Hundetage. Vier Klassen haben dies wahrgenommen. Dabei konnte in den Hundestunden auf den Schülern bekannte Lerninhalte aus dem Fach Biologie eingegangen werden. Die Hundetage vermittelten den interessierten Kindern Grundlagen des Umgangs mit einem (fremden) Hund, Verhalten und Körpersprache zur Gefahrenvermeidung, Körperbau und Ernährung des Hundes und das Lernverhalten des Hundes im Vergleich mit dem des Menschen. Besonderes Augenmerk lag bei alledem auf der Achtung und Wertschätzung des Lebenspartners Hund und seinem oft schwer zu erkennenden Bedürfnis nach Ruhe, Gesundheit und Wohlbefinden.

Schulgottesdienst

Viel Geduld musste Leyla im Gottesdienst am Schuljahresende aufbringen.

Denn am letzten Schultag füllten um die 150 Schüler der ARS in der ersten Stunde die ihr noch unbekannte Aula.

Gut, es gab einen leckeren Kauknochen, doch als der aufgefressen war, kamen auf einmal ganz viele Kinderhände zum Streicheln. Glücklicherweise hatte Frauchens Schulseelsorgekollegin ein Auge auf das Geschehen.

Einsätze außerhalb des Unterrichts

Leyla begleitet vom 25. bis 27. Juni die Schülerinnen und Schüler bei den Reflexionstagen in die Rhön. Herden- und Rudelverhalten von Menschen, Pferden und Hunden mit deren Kommunikations- und Regelmustern werden verglichen und trainiert.

Darüber hinaus absolvierte Leyla mit mir einige Kurzbesuche (10-15 Minuten) in verschiedenen Klassenstufen, um sich den Schülern und Kollegen vorzustellen.

Auch die Kolleginnen und Kollegen bekamen leuchtende Augen und freundliche Gesichter, wenn Leyla im Lehrerzimmer vorbei schaute oder als sie einen Nachmittag lang bei Zeugniskonferenzen dabei war.

Drei Schülerinnen half Leyla, ihre Hundeangst zu verringern.

Ein Fußballspiel in der Pause ist Entspannung und Spaß pur!

Erste Einsätze im Unterricht

Außer in meinen eigenen Unterrichtsstunden war Leyla seit ihrem Tätigkeitsbeginn am 20. April auf Anfrage gemeinsam mit mir in folgenden Kursen und Klassen im Einsatz:

Am 02.06. zeigte Leyla im Anschluss an ein Schülerreferat in der Klasse 6g über die „Sozialverträglichkeit der Haustierhaltung in unserer Gesellschaft“ ihr schon erlerntes Können.

Der WPU-Kurs Verhaltensbiologie der 10. Jahrgangsstufe besuchte Leyla eine ganze Stunde am 23.06. und informierte sich anhand konkreter Beispiele und Übungen über das Sozial- und Lernverhalten von Rudeltieren.

Die Klasse 5f besucht am 30.06. die Schulhündin. Sie interessierten sich für das Verhalten von und den Umgang mit Hunden im Allgemeinen und wie ein Schulhund in der Praxis arbeitet.

Die Klasse 5e kam am 03.07. gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer zu Besuch in eine Hundestunde über Verhalten und Lernfähigkeit von Hunden und den praktischen Einsatz eines Servicehundes.

Die besondere Gabe der Tiere

Über den Heiligen Franziskus erzählt man sich viele Legenden. Eine davon beschreibt das Schicksal eines Wolfes, der in der Nähe der italienischen Stadt Gubbio regelmäßig einzelne Schafe und Ziegen der Bauern riss, um sich zu ernähren. Die Menschen hatten große Angst, dass auch sie bald zur Beute des gewaltigen Tieres werden könnten und verließen daher kaum noch ihre Stadt. Als Franziskus davon hörte, ging er voller Vertrauen auf Gottes Geleit hinaus in die Wälder und traf dort alsbald auf den Wolf. Leise und freundlich begann Franziskus nun mit dem Tier zu sprechen. Der Wolf, von seinem Rudel verstoßen und damit ohne Revier unfähig zur Jagd, führte einen harten Überlebenskampf. Nur in der Nähe der Stadt, wo er von der menschlichen Nahrung räubern konnte, hatte er eine Chance, dem Hungertod zu entkommen. Franziskus erzählte dem Wolf von der Angst der Menschen, welche sie zu Gefangenen in ihrer eigenen Stadt machte. So hatte der Wolf schließlich Mitleid und ließ sich auf den Vorschlag des Franziskus ein: „Wenn du versprichst, keinem Menschen etwas zu Leide zu tun, werden sie dich füttern, solange du lebst.“ Noch zwei volle Jahre weilte so der Wolf in der Stadt Gubbio mitten unter den Menschen und beide hatten ihr Versprechen gehalten. Noch lange nach seinem Tod erinnerten sich die Menschen gerne an das friedliche Zusammenleben mit dem Tier in ihrer Mitte.

Trotz aller Faszination exotischer Tierarten, wie sie uns in Zoos oder Fernsehsendungen am Nachmittag begegnen und leider auch immer häufiger in Zoogeschäften unserer Einkaufszentren, sind unsere Vorbehalte gegenüber den Tieren nicht verflogen. Die so genannten wilden unter ihnen wie die Wolfsrudel im Bayrischen Wald oder der Bär Bruno empfinden wir immer noch als Gefahr und tatsächlich passen sie nicht mehr in unsere zivilisierte Welt. Denn wir, die Menschen, haben uns als „Krone der Schöpfung“ mit unseren technischen Errungenschaften bereits so weit von der Natur entfernt, dass diese keinen Platz mehr zu finden scheint. Außerdem haben wir schließlich andere Probleme wie zum Beispiel die Weltwirtschaftskrise, wachsende Arbeitslosigkeit, Klimaerwärmung und so weiter. Tierische Looser wie der Wolf von Gubbio oder Bruno stören da nur und sollen einfach verschwinden.

Dabei zeigt die Legende des Franziskus, welche Chancen darin liegen, die Schöpfung, wir können sie auch Umwelt oder Natur nennen, als sinnvolles Ganzes zu sehen, in der jeder und jede seinen spezifischen Platz hat, nicht nur wir Menschen, sondern auch die Tiere. Bei unseren Haustieren wird es besonders deutlich, wie Mensch und Tier einander die Lebensqualität verbessern. Tiere bereichern unser Leben, machen uns geistig und körperlich mobiler, gesünder und glücklicher. Wo Menschen liebevoll und artgerecht mit „ihren“ Tieren umgehen, können auch sie ein würdiges Leben führen und uns all ihre Liebe und Treue schenken, die wir in unserem tiefsten Inneren doch so nötig brauchen.

Mehr noch: Tiere begegnen uns Menschen zunächst ohne jedes Vorurteil. Sie achten nicht auf Kleidung, gesellschaftliches Ansehen oder unsere Leistungen und beurteilen uns somit nicht. Vielmehr akzeptieren sie uns als Mensch an sich. Sie achten unsere Würde, respektieren uns. Und irgendwie haben sie ein feines Gespür dafür, welche Bedürfnisse wir haben, was unsere Seele braucht.
Diese wunderbare Gabe der Tiere haben wir an unserer Schule als ein besonderes Geschenk entdeckt, das wir unseren Schülerinnen und Schülern in zwei besonderen tierpädagogischen Projekten weitergeben möchten. Vor den Sommerferien werden wir Schulseelsorgerinnen daher mit eine Gruppe Jugendlicher in die Rhön fahren und drei Tage gemeinsam mit Pferden leben und uns im Sinne des „natural horsemanship“ von ihnen zeigen lassen, wie Mensch und Tier auf eine gute Weise miteinander kommunizieren können.

Zudem besucht seit den Osterferien die Schulhündin Leyla regelmäßig meinen Unterricht und begleitet mich bei Beratungen. Schon als Welpe versteht sie es auf unglaubliche Weise, den Kindern durch ihre freundliche Art den Tag zu erhellen. Im Umgang mit ihr entdecken viele wieder den Zugang zu ihrer eigenen Verspieltheit, Zärtlichkeit und Fürsorge. Sie ist so schon nach wenigen Wochen zu einer Bereicherung unseres Schulalltags geworden; genau wie der Wolf den Bewohnern von Gubbio.

Ihre Dagmar Steinmetz
Pastoralreferentin und Schulseelsorgerin an der Adolf-Reichwein-Gesamtschule, Neu-Anspach

Diese Sonntagsbetrachtung erschien am 16. Mai 2009 im Usinger Anzeiger.